Homöopathische Rettung des Systems

Mir ist erst gerade klar geworden, was für ein brillanter Heiler Karl Lauterbach ist. Er hat tatsächlich die Lösung die Probleme der gesetzlichen Krankenversicherung gefunden, die eigentlich vor unser aller Augen lag:

Die Streichung von Homöopathie aus dem Leistungskatalog wird das Gesundheitssystem schlagartig heilen.

Wieso?

Nun:

Das Problem der GKV ist, dass zu viele Menschen zu oft ernsthafte Krankheiten bekommen, deren Behandlung zu teuer ist. Nun wirkt Homöopathie, das weiß ja jeder Heiler, paradox: Man muss das, was die Krankheit den Symptomen nach auslöst, ausreichend potenzieren, um die Krankheit zu behandeln. Was löst aber hohe Behandlungskosten aus? Schlechte Medizin! Homöopathie ist aber gute Medizin – das weiß jeder Heiler. Also ist die Anwendung von Homöopathie im GKV-System ein allopathisches Herumdoktern an den Problem und keinesfalls ganzheitlich. Wir brauchen aber doch schlechte Medizin, die ausreichend potenziert die GKV heilt. Da Homöopathie aber gute Medizin ist, ist ihr Gegenteil schlechte Medizin, die potenziert heilend wirkt, denn was ist weiter von guter Medizin (d.i. Homöopathie) entfernt als keine Homöopathie? Damit ist keine-Homöopathie schlechte Medizin. Nun ist es aber auch wahr, dass Homöopathie nur einen kleinen Anteil der Kosten in der GKV ausmacht. Sie zu streichen wäre also eine winzig kleine Menge, die kaum messbar ist.

Damit erfüllt die Streichung von Homöopathie genau die richtigen Voraussetzungen für eine Heilung: Es wird genau das getan, was alles schlimmer macht, aber eben in einer winzig kleinen Menge.

Karl Lauterbach hat sich übrigens viele Jahre Zeit für ein ausführliches Gespräch mit dem kranken GKV-System genommen. Er hat dessen Lebensunstände genau analysiert und jetzt die richtige Zubereitung ausgewählt. Das Homöopathie-Verbotsgesetz ausreichend potenziert an die Kassen geschickt, wird im Nu deren Einnahmen sprudeln lassen. Bei meinen Nachbarn hat es auch funktioniert und ich verstehe nicht, wieso die Homöopathen nicht längst einstimmen: Ich vermute, die, die gegen die Streichung von Homöopathie aus dem Kassen-Leistungskatalog sind, werden von der Globuli-Industrie bezahlt. Wir müssen aber das GKV-System endlich ganzheitlich heilen und dürfen uns nicht auf chemische Glukose verlassen.

Über Kai Denker

Kai Denker studierte Philosophie, Geschichte und Informatik an der TU Darmstadt. Seitdem sitzt er an einer Promotion in Philosophie mit einem Projekt zu dem Problem der Mathematisierbarkeit von Sprache bei Gilles Deleuze. Er ist Verbundkoordinator des BMBF-geförderten Forschungsvorhabens "Meme, Ideen, Strategien rechtsextremistischer Internetkommunikation (MISRIK)".
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