Homohasser Raab

Ich schrieb ProSieben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

http://www.queer.de/detail.php?article_id=12925
http://rtl-now.rtl.de/comedypreis.php?player=1&play_now=1 bei 1:29

Ist Ihnen bekannt, dass im Nationalsozialismus homosexuelle Männer von „Ärzten“ „behandelt“ wurden? Ist Ihnen bekannt, dass homosexuelle Männer seit der Medikalisierung des Sexualitätsdiskurses in den 1860er Jahren bis Ende des 20. Jahrhunderts verschiedene „Behandlungen“ wie Kastrationen, Hormontherapien, Elektroschocks, Drogenverabreichungen, Hodentransplantationen, Gehirnoperationen, Psychotherapien aber auch staatliche Verfolgung in Gefängnissen, Psychiatrien, Zwangs- und Arbeitslagern, Konzentrationslagern, aber auch Enteignungen und Verbannungen über sich ergehen lassen mussten? Ist Ihnen bekannt, dass homosexuelle KZ-Häftlinge KZ-Ärzten für besonders grausame, oft tödliche Experimente überlassen wurden? Ist es Ihnen bekannt, dass die Bundesrepublik die Entschädigung der Opfer noch immer ablehnt und die Aufarbeitung der Verbrechen jahrelang behindert hat? Ist Ihnen bekannt, dass fundamentalistische christliche Sekten noch heute die „Heilung von Homosexualität“ gegen jede wissenschaftliche Evidenz durch „Psychotherapie und Gebet“ propagieren? Dass diese Behandlungen praktisch immer Depressionen auslösen? Ist Ihnen bekannt, dass u.a. dadurch die Selbstmordrate unter homosexuellen Jugendlichen die  unter heterosexuellen Jugendlichen um das 3-4fache übersteigt und dass die Rate psychischer und körperlicher Schädigungen durch derartige „(christliche) Heilversuche“ bizarre und erschreckende Werte annimmt?

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Äußerung Ihres Moderators Stefan Raab aufs schärfte zu verurteilen und als das zu bezeichnen, was sie sind: als zynisch und pervers. Angesichts der Verbrechen, die in den letzten 2000 Jahren, insbesondere in den letzten 150 Jahren seitens der Medizin an homosexuellen Menschen verübt wurden, ist ein solcher „Witz“ ebenso unangemessen wie eine Beschimpfung von jüdischen Menschen. Hätte Herr Raab gesagt, er habe sich für den Preis extra beschneiden lassen, könnte er sich wohl nach einer neuen Sendeanstalt umsehen. Ich kann nur hoffen, dass Sie den Mut besitzen, diese entsetzliche Äußerung durch eine Identifikationsfigur Ihres Hauses nicht zu dulden.

Hochachtungsvoll,
Kai Denker

Dass gilt „Bad news is good news“ ist mir schon klar, aber dennoch sollte jeder wissen, was dieser Typ von sich gibt.

Über Kai Denker

Kai Denker studierte Philosophie, Geschichte und Informatik an der TU Darmstadt. Seitdem sitzt er an einer Promotion in Philosophie mit einem Projekt zu dem Problem der Mathematisierbarkeit von Sprache bei Gilles Deleuze. Er ist Verbundkoordinator des BMBF-geförderten Forschungsvorhabens "Meme, Ideen, Strategien rechtsextremistischer Internetkommunikation (MISRIK)".
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4 Antworten zu Homohasser Raab

  1. zottel sagt:

    „Ich war auch mal schwul, aber die Ärzte haben mir geholfen.“
    Glaubst Du wirklich, dass Raab das in Bezug auf Naziverbrechen an Homosexuellen gesagt hat? Geschmacklos wie immer setzt er sich mit einem Thema auseinander, das ihm offensichtlich am Arsch vorbeigeht und nur als Kanonenfutter für seine „Witze“ dient, wie auch in seinem Bezug auf Hermanns vorher. Zufällig sind diesmal nicht die Schwulen selbst das Ziel des Spotts, sondern die Ewiggestrigen, die glauben, Homosexualität sei „heilbar“.
    Das wäre meine Interpretation, die meines Erachtens mehr Sinn macht.
    Könnte Raab auch auf NS-Ärzte angespielt haben? Schon möglich, aber unwahrscheinlich. Diese Verbrechen sind letztlich zu unbekannt, um auf dem Niveau seiner Zielgruppe als Ausgangspunkt eines „Witzes“ dienen zu können.

  2. Martin sagt:

    Typisch Mensaner – humorlos und hochgestochen.
    Ich bin kein Raab Fan, aber es is doch offensichtlich, dass der Moderator kein Problem mit Homosexuellen hat, sondern genau wie Thomas Herrmann Schwule – und Lesbenwitze macht. Schlimmer sind sogenannte „Witze“ die die Gesellschaft weiter ins Klischeedenken drückt.
    Homohasser ist Raab nicht und Deine offenen Briefe solltest Du lieber an irgendwelche Rapper und deren Musiklabels schicken, die nämlich die gesellschaftliche Homophobie noch verstärken!

  3. Phaidros sagt:

    Wie im Chat diskutiert: Nicht nur die Nazis haben das gemacht. Das hat ne lange Tradition und jeder, der es nicht glaubt, kann ja mal Google fragen 😉

  4. Phaidros sagt:

    Typisch minderbegabter Nicht-Mensaner: Hauptsache mal konzeptlos genörgelt. Dass es „Konversionstherapien“ heute noch gibt und dass sich dahinter nichts als Psychoterror verbirgt, ist Dir wohl zu hoch, was?

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