Wir hacken ein Gesetz

Um die anhaltenden Proteste der Studierenden in Montréal, die einfach nicht einsehen wollen, dass eine 75%ige Steigerung ihrer Studiengebühren zu ihrem Besten ist, und deren völlig sinnlose Gewalt gegen Polizisten (vgl. hier) einzudämmen und natürlich um die Kosten für die Helikoptereinsätze zu minimieren, hat die Provinzregierung Québecs Ende letzter Woche ein Sondergesetz, das loi 78, innerhalb eines Tages durchs Parlament gepeitscht, womit sich Québec, wie ein bekannter und leider arg cholerischer Blogger sagen würde, aus der Reihe der zivilisierten Staaten verabschiedet hat: Das Demonstrationsrecht wurde stark eingeschränkt. So sind Demonstrationen über 50 Personen nun mindestens acht Stunden im Voraus genehmigungspflichtig und Demonstrationen innerhalb von 50 Yard um Schulen, Colleges und Universitäten herum verboten. Da Montréal allein vier große Universitäten besitzt, deren Gebäude über die ganze Innenstadt verteilt sind, sind Demonstrationen im Innenstadtbereich de facto unmöglich. Wer dennoch zu solchen Demonstrationen aufruft, kann zu Strafzahlungen jenseits von gut und böse verdonnert werden.

Aber zum Glück lassen sich Gesetze hacken: Dazu nehmen man einfach eine Casserole, einen Holzlöffel und schlage in kleineren Gruppen seine Wut öffentlich kräftig hinein.

 

 

Über Kai Denker

Kai Denker studierte Philosophie, Geschichte und Informatik an der TU Darmstadt. Seitdem sitzt er an einer Promotion in Philosophie mit einem Projekt zu dem Problem der Mathematisierbarkeit von Sprache bei Gilles Deleuze. Er ist Verbundkoordinator des BMBF-geförderten Forschungsvorhabens "Meme, Ideen, Strategien rechtsextremistischer Internetkommunikation (MISRIK)".
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