Ein Freund wollte mal wieder über Nietzsche reden und stört sich an Nietzsche radikaler Rhetorik, die davon spreche, dass man missratene Menschen vernichten solle, dass der Übermensch sich erheben solle und so fort. Diese Debatte ist ja so alt wie die Nachlassfälscherei von Nietzsches Schwester und eigentlich ist es viel zu langweilig, darüber noch zu berichten.
Eigentlich. Eigentlich will ich aber auch gar nicht über meinen Bekannten und seine Nietzsche-Deutung reden. Ich habe ihn aber zum Anlass genommen, den Nietzsche wieder zur Hand zu nehmen und schmökerte gestern Abend etwas herum. Der Antichrist („Fluch auf das Christentum“) war meine Bettlektüre, die ich schon leicht alkoholisiert genoss, bevor ich schließlich in einen schweren Schlaf fiel.
Ich schlafe bei offenem Fenster und als heute morgen gegen 6:00 ein kleines Gewitter über Darmstadt stattfand, erwachte ich von einem besonders lauten Donner, dessen Blitz sich in großer Nähe ereignet haben musste. Ich muss gerade von Nietzsche geträumt haben, denn der Donner kam mir als Zorn Nietzsches zu Bewusstsein. Nicht als ein Ärger irgendeines Gottes, wie man im Klischee vielleicht vermuten könnte, sondern ich hatte zunächst tatsächlich den Eindruck, Nietzsche poltere von oben herab – kann man atheistischer sein?
PS: Mich amüsiert diese Episode insbesondere deshalb, da eine Freundin und Kommilitonin, die eine Prüfung zu Nietzsche vorbereitete, plötzlich nachts aus dem Schlaf hochschreckte innerlich ausrufend: „Wahhh! Nietzsche!“ – Offenbar hat Nietzsche nicht nur auf mich diese Wirkung…