Denker:
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Geschichte,
Und leider auch Informatik
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn…
Da steh ich nun, ich armer Projektleitor!
und bin so müd als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Diplom-Informatiker gar
Und ziehe schon an die sechzehn Jahr
Herauf, herab und quer und krumm,
Diese Uni an der Nase rum
Und sehe, dass Studis nichts lernen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Bin gar nicht gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen
Mich plagen stets Skrupel uns Zweifel,
Fürchte mich auch vor Hölle und Teufel –
Dafür ist mir auch alle Karriere entrissen…
Er schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen einer simplen Integralgleichung.
Er schlägt unwillig das Buch um und erblickt eine Referenz auf Nietzsche.
Er faßt das Buch und spricht den Namen Deleuze geheimnisvoll aus. Es zuckt eine rötliche Flamme, Deleuze erscheint in der Flamme.
Deleuze: Wer ruft mir?
Denker (abgewendet): Schreckliche Fingernägel!
Deleuze:
Du hast mich mächtig angezogen,
An meiner Sphäre lang gesogen,
Und nun –
Denker:
Weh! Ich ertrag Dein Geschreibsel nicht mehr!
Deleuze:
Du flehst, erdenkend mich zu schauen,
Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn;
Da bin ich! – Welch erbärmlich Grauen
Faßt Wunschmaschine dich! Wo ist der Synthese Ruf?
Wo ist die Einbildungskraft, die eine Immanenzebene in sich erschuf?
Wo bist du, Denker, des Stimme mir erklang,
Der sich an mich mit allen Kräften drang?
Denker:
Soll ich dir, Franzosenbildung, weichen?
Ich bin’s, bin Denker, bin deinesgleichen!
Deleuze:
In Wunschesfluten, im Synthesesturm
Wall ich auf und ab,
Wehe hin und her!
So schaff ich die laufende Vielheit der Zeit
Und wirke der Konsistenzebene lebendiges Kleid.
Denker:
Der du die Schwallerei umschreibst,
Geschäftiger Deleuze, wie nah fühl ich mich dir!
Deleuze:
Du gleichst dem Geist, den du begreifst,
Nicht mir! (verschwindet)
Denker (zusammenstürzend):
Nicht dir?
Wem denn?
DOCH NICHT ETWA FREGE?!