Maischberger schnüffelt an der Mülltonne

OH MEINE GÖTTIN!

Hat jemand Maischberger am Dienstag gesehen? Ich hatte besseres zu tun, habe aber gerade den Spiegel-Artikel zu der Sendung gefunden – und was muss ich lesen?

„Ich will einen kleinen Zwischenruf machen“, sagt der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, aber Maischberger lässt es nicht zu, dass er Wittenbrink unterbricht, noch nicht, erst darf der Musiker noch in Ruhe die Kopfnüsse und die eingerissenen Ohren beschreiben, die er als Kind in Regensburg erlebt hat, dann kommt der Bischof zu Wort. Und erzählt von seinem Vater. Der habe ihn ja auch geschlagen. Gewalt in der Erziehung habe eine lange Geschichte, die habe es nicht nur in der Kirche gegeben. So sieht das auch die Schriftstellerin Gabriele Kuby. Sie trauert um die Kirche, sagt sie. Denn die Kirche habe doch eine wunderbare Botschaft zu verkünden von der Liebe Gottes, die werde jetzt ja völlig verdeckt. Missbrauch gebe es überall, in der ganzen Gesellschaft, das sei kein kirchliches Problem.

Sag mal, Sandra, geht’s noch? Willst Du wirklich jedes Niveau unterbieten? Du bist ja nicht gerade bekannt dafür, nur auf höchstem Niveau zu diskutieren, aber mussten die Hetzer Laun und Kuby wirklich sein? Reicht es denn nicht, dass sich Laun und Kuby schon im Netz als obsessive Homo-Hasser dartun, die allem, was nicht in ihr klerikal-faschistoides Weltbild passt, demokratische Grundrechte absprechen? Muss man wirklich solche einschlägig bekannten Crackpots auch noch ins Fernsehen lassen? Reicht es denn nicht aus, dass perverse Katholiken Kinder missbraucht und misshandelt haben und der Rechtsstaat qua Verjährungsfristen der menschenverachtenden Vertuschungsmaschinerie der Kirche auch noch weitgehend machtlos gegenüber steht? Muss man auf deren Schicksal auch noch von Laun und Kuby herumtrampeln lassen?

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Hemmungslos verblöden – in 10 einfachen Schritten

Wollen Sie nicht auch hemmungslos verblöden? Es ist doch klar: Der Ehrliche ist der Dumme und wer will schon ein Lügner sein? Und heißt es nicht, dass glücklich die sind, die dumm sind und nicht merken was passiert? Geben Sie es doch zu! Auch Sie wollen hemmungslos verblöden und jedes Gerücht von humaner Intelligenzbegabtheit gnadenlos bloßstellen.

Jetzt fragen Sie sich sicher: „Wie kann auch ich hemmungslos verblöden?“ – Stimmt, das ist gar nicht so einfach, aber jetzt gibt es endlich einen klaren Plan mit nur 10 Punkten, der auch Sie hemmungslos verblöden lässt:

  1. Erweitern Sie ihre Sprache um den Ausruf „Ich habe ein Recht auf eine Meinung!“. Möglich sind auch Begründungen wie „Wir leben in einem freien Land!“ und „Wir haben doch Meinungsfreiheit!“ Machen Sie sich  klar, dass Sie ein von der Verfassung geschütztes Recht auf ihre Dummheit haben und dass niemand Ihnen verbieten kann, eine völlig verblendete Kackbratze zu werden. Üben Sie also die Sätze: Wenn das nächste Mal jemand widerspricht, bestehen Sie einfach auf Ihrer verfassungsrechtlich geschützten Meinung!
  2. Beschäftigen Sie sich mit politischen Themen und abonnieren Sie hierzu politische Tageszeitungen aus dem Hause Hüpfer. Wer ernsthaft hemmungslos verblöden will, kann es sich nicht leisten, sich ständig eine eigene Meinung zu bilden. Sie können auch einfach aus einschlägigen Zeitungen und Zeitschriften abschreiben. Das Urheberrecht verbietet Ihnen nicht, eine fremde Meinung ungeprüft zu übernehmen und sie (siehe Punkt 1) bis aufs Blut zu verteidigen. Lesen Sie keinesfalls Zeitungen mit komplizierten Titeln. Alternativ können Sie auch lokale Zeitungen von kleinen Verlagen wie den „Froschhausener Boten“ lesen. Diese drucken oft das gleiche wie Hüpfer, nur einen Tag später.
  3. Plappern Sie alles nach, was ein populistischer Politiker gerade so herausposaunt. Hetzen Sie wahlweise gegen Schwule, Ausländer, Arbeitslose, Frauen, Verfassungsrichter, Terrorkommunistennazis oder die SPD. Sie erkennen populistische Politiker leicht daran, dass sie Ihnen absurde Steuerentlastungen und staatliche Wohltaten versprechen, während sie anderen Dekadenz vorwerfen. Achten Sie insbesondere auf den Signalsatz „Man wird das ja wohl noch sagen dürfen!„. Je öfter ein Politiker diesen Satz sagt, desto sicherer haben Sie eine politische Schmeißfliege ausfindig gemacht, der Sie hemmungslos folgen können. Lassen Sie alle von Ihrer neuen Entdeckung wissen und rufen Sie: „Herr Osterei hat Recht!“
  4. Lassen Sie sich von seriösen Berechnungen zu populistischen Aussagen nicht beirren. Machen Sie sich klar, dass unabhängige Forschungsinstitute nur von dekadenten Arbeitslosen bezahlt werden, die verhindern wollen, dass Ihre Vorbilder die Wahrheit sagen. Sie müssen sich auch von Logik oder irgendwelchen Ausgeburten der Vernunft nicht beirren lassen. Die Verfassung schützt Ihre Zustimmung zu Herrn Osterei auch dann, wenn Sie selbst staatliche Leistungen, z.B. aus dem Bankenrettungsfond, erhalten.
  5. Machen Sie sich klar, dass an Universitäten nichts praktisches gelehrt wird. Dort arbeiten nur weltfremde Sesselfurzer, die keine Ahnung haben, was Sie wirklich bewegt. Aus den Universitäten ist noch nie etwas gutes herausgekommen, sondern dort herrschen Kartelle, die die Wahrheit unterdrücken wollen. Ziehen Sie daher alle Menschen mit akademischen Graden, die Ihnen begegnen, auf, werfen ihnen Versagen auf dem Arbeitsmarkt vor und bedenken Sie, dass sie schon seit dem 16. Lebensjahr in die Rentenkasse einzahlen. Sie haben den Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt! Sie haben etwas von Ihrem Leben! Sie haben Freunde! – und: Sie wissen Bescheid!
  6. Verbieten Sie Ihren Kindern das Abitur: Nur akademische Rabeneltern zwingen ihre Kinder durch die Hölle des Gymnasiums und anschließend auf einen feindlichen Arbeitsmarkt in der Nähe des Spitzensteuersatzes. Sie schlagen schließlich dem Steuerstaat ein Schnippchen und verdienen zur Strafe einfach weniger! Ihre Kinder sollen es einmal genauso gut haben und dazu reicht ein normaler Schulabschluss völlig aus. Ihr Vater war schließlich auch nur auf der Volksschule und der ist jetzt sogar im öffentlichen Dienst befördert worden, wo er jetzt die Fahrpläne für die Kehrmaschinen schreibt.
  7. Gehen Sie nicht zum Arzt! Ärzte sind Teil des universitären Kartells zur Verschleierung der Wahrheit. Erstens können die Ihnen nicht helfen und zweitens wollen die das auch gar nicht, sondern nur an Ihr Geld, um Sie mit der Hilfe der Pharmaindustrie zu vergiften. Fügen Sie Ihrem Wortschatz die folgenden Phrasen und Wörter hinzu: „Scheininnovation“, „Gift“, „menschenverachtende Geschäftspraktiken“. Verlassen Sie sich lieber auf alternative Heilmethoden wie Homöopathie, Knabenurin und dem besonders beliebten Sich-mit-der-Pfanne-auf-den-Kopf-schlagen nach Prof. Dr. Abronsius. Vergessen Sie niemals, dass Prof. Dr. Abronsius nur deshalb ein Verfahren wegen Missbrauchs akademischer Grade am Hals hat, weil das universitäre Machtkartell nicht will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Prof. Dr. Abronsius hat nämlich die Lehre vom telefonischen Fernheilen mit Licht und der Krebstherapie mit Zuckerperlen entwickelt. Dass die Pharmaindustrie um ihre Einnahmen fürchtet ist doch klar! – Achten Sie auch auf andere Menschen, die sich belustigen, dass sie dumm seien. Sie sind nicht nur auf dem richtigen Weg, sondern haben auch einen Agenten der menschenverachtenden Pharmalobby identifiziert, der sie mit Studien und Metastudien zur Wirkungslosigkeit von Homöopathie von Ihrem Weg abbringen will. Vergessen Sie niemals: Homöopathie wirkt zweifelsfrei. Das haben die Studien von Prof. Dr. Abronsius (ggw. JVA Göttingen) gezeigt.
  8. Kaufen Sie sich Geräte, um Benzin und Wasser in Ihrem Haus zu magnetisieren. Magnetisiertes Benzin ist sparsamer und magnetisiertes Wasser ist gesünder. Lassen Sie Ihre Wohnung nach Erdstrahlen vermessen.
  9. Schreiben Sie einen Leserbrief, der fordert, dass der LHC in Genf abgeschaltet wird, weil Sie Angst haben, dass die Welt untergeht. Schreiben Sie überhaupt viele Briefe, besonders an das Bundesverfassungsgericht. Heben Sie sämtliche Eingangsbestätigungen des Bundesverfassungsgerichts sorgfältig auf. Diese werden Ihnen, wenn Sie, weil Sie an Prof. Dr. Abronsius (ggw. Nervenheilanstalt Bad Kissingen) glauben, einem Richter vorgeführt werden. Schreiben Sie insbesondere auch an die Bundesregierung und den Bundespräsidenten. Kein Richter wird es wagen, Sie zu verurteilen, solange Herr Köhler sich mit Ihrem Fall beschäftigt.
  10. Gründen Sie ein Blog im Internet und teilen Ihre Erfahrungen mit anderen Menschen. Jeder wird ein überragendes Interesse an Ihrem Weg zur hemmungslosen Verblödung haben und fleißig in Ihrem Blog kommentieren. Meiden Sie Blogs, in denen nur wenig kommentiert wird oder die gar von Akademikern betrieben werden. Folgen Sie insbesondere keinen Verblödungsanleitungen aus solchen Blogs!
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Fäkale Gleichberechtigung

Wir sitzen hier ja etwas weiter weg vom Uni-Zentrum in einem angemieteten Büro. Jedenfalls kann man leicht beobachten, wer wann welche Toilette  benutzt. Nach mehrmonatigen Untersuchungen kann ich jetzt Folgendes festhalten:

Es gibt einige Herren, die konsequent die Toilette benutzen, deren Tür mit einem „D“ gekennzeichnet ist, während eine Damen konsequent die Toilette benutzen, die mit einem „H“ gekennzeichnet ist.

Nun habe ich ja gar kein Problem mit Unisex-Toiletten, gerade da ich die Aufgabe, einigen Leuten das archaische Stehpinkeln auszutreiben, so leicht externalisieren und die Damen lösen lassen kann, aber eine offizielle Regelung hätte ich da schon erwartet. 😉

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Vorratsdatenspeicherung: verschoben

Die Vorratsdatenspeicherung wurde in der vorliegenden Form vom Verfassungsgericht gekippt. Bereits erhobene Daten sind unverzüglich zu löschen. Für alle, die sich gegen das Gesetz eingesetzt haben, ist das eine gute Nachricht und ein wichtiger Etappensieg, der überdies noch größer ausfällt, als erwartet: Gestern hatten noch Beobachter vermutet, dass die Vorratsdatenspeicherung unter harten Auflagen genehmigt wird. Jetzt aber hat das Gericht das ganze Gesetz für mit der Verfassung unvereinbar erklärt.

Gleichwohl hat das Verfassungsgericht Grenzen aufgezeigt, in denen sehr wohl eine Vorratsdatenspeicherung mit dem Grundgesetz zu vereinbaren ist und es kann davon ausgegangen werden, dass die CDU/CSU sich jetzt warm läuft, um die EU-Vorgabe doch noch zu erfüllen. Wir werden also in Deutschland wohl eine Neuauflage der Proteste gegen eine Vorratsdatenspeicherung 2.0 erleben, die aber vermutlich kleiner ausfallen werden als bisher, da sich einige Bürger mit den Grenzen des Verfassungsgerichts zufrieden geben dürften.

Interessant ist aber, dass es in der EU wieder rumort: Durch den von vielen so hart kritisierten Vertrag von Lissabon hat das Parlament und die Kommission in der Angelegenheit ein Mitspracherecht gewonnen und es besteht somit die, zumindest bescheidene, Hoffnung, dass die Speicherpflicht seitens der EU entschärft wird.

Die Chancen stehen also gut, dass sich der Etappensieg nicht ganz als Pyrrhussieg entpuppt.

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Die homöopathische Notfallapotheke

Bei der Vorbereitung eines kleinen Vortrages über Hokuspokus an Universitäten bin ich über einen spannenden Text gestolpert:

Belladonna, ist das bekannteste homöopathische Arzneimittel, da es oft bei Fieber und Fieberkrämpfen eingesetzt wird und es darf in keiner homöopathischen Notfallapotheke fehlen.

Ihr Wirkungsspektrum ist sehr groß, sie ist angezeigt bei fast allen entzündlichen Prozessen, Überhitzung durch Sonnenstrahlen, bei Tollwut und es ist das Mittel der Wahl bei Scharlach.

Die Homöopathen sind ja noch bekloppter, als ich dachte: „homöopathische Notfallapotheke“? Sind die wund? Was sind da Notfälle? Ein vages Unbehagen? Oder meinen die echte Notfälle? Gibt’s vielleicht homöopathische Notfallkrankenhäuser? Was machen die dann, wenn beispielsweise Ösophagusvarizen aufgehen und die arme Sau verblutet? Cumarin in D500? Ich bin wirklich sprachlos!

Übrigens ist Tollwut eine äußerst gefährliche Virus-Erkrankung, die Gehirnentzündung auslöst und fast immer tödlich verläuft. Und das wollen die mit unendlich verdünntem Nichts behandeln? Allein Hoffnungen darauf zu machen, ist schön eine perverse Obszönität.

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Wissenschaftsdefinition

Gestern starte DRadio Wissen und legte gleich einen Fehlstart hin. Ich schrieb der Redaktion hier:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Angebote des DRadios sind die einzigen Sender, die mich überhaupt noch das Radio einschalten lassen. Umso trauriger bin ich natürlich, dass sich DRadio Wissen gleich am ersten Tag dem Vernunftausverkauf der anderen Sender anschließt und den Hörern Astrologie als Wissenschaft verkauft. Aus zweiter Hand habe ich dann erfahren, dass man Ihre Reaktion in der Sendung „Redaktionssitzung“ auch nicht gerade als selbstkritisch einstufen kann. Man sagte mir, sie wollten der Astrologie – trotz fehlender Belege und fehlender Falsifizierbarkeit – nicht den Status einer „Wissenschaft“ absprechen.

Ich muss Sie jedoch enttäuschen: Astrologie ist keine Wissenschaft. Sie macht Aussagen über die empirisch zugängliche Welt und schafft es nicht, Aussagen zu treffen, die über Trivialitäten hinausgehen und die mehr als zufällig richtig sind. Hieraus leitet sie aber nicht eine Modifikation ihrer Thesen oder Methoden ab, sondern ignoriert jede Widerlegung, um bei der nächsten Gelegenheit erneut mit einem zusammengeschwurbelten Horoskop anzusetzen. Ihr fehlt jedes Instrument der systematischen Selbstkorrektur, wie es alle richtigen Wissenschaften – empirische wie nicht-empirische – auszeichnet.

Wenn Sie das ernstlich als Wissenschaft bezeichnen wollen, dann rate ich Ihnen dringend, ein einschlägiges wissenschaftstheoretisches Einführungsseminar aufzusuchen. Wenn Sie nämlich bei Ihrer gegenwärtigen, eher postmodernen Auffassung von Wissenschaft bleiben, werden Sie wohl auch nicht anders können, als Esoterik, Homöopathie, Verschwörungstheorien oder ähnlichen Blödsinn als wissenschaftlich fundiert aufzufassen. In diesem Fall wäre DRadio Wissen leider eine Totgeburt.

Mit lieben Grüßen aus Darmstadt,

Kai Denker

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Food is the New Sex – Naschen am konservativen Kochtopf

Kehren die moralischen Regeln, die in der sexuellen Revolution mit Recht untergegangen sind, in einem neuen Kleid, nämlich bezogen auf die Ernährung, wieder? Zur Untermauerung dieser These lässt sich viel anführen. Wie es aber nicht geht, zeigt uns Mary Eberstadt in ihrem Essay „Is Food the New Sex?“ [in: Policy Review 153 (2009)]:

Eberstadt verbindet in einer historischen Entwicklung die Verhaltensregeln, die die Sexualität reglementiert haben, mit denen, die heute die Ernährung reglementieren. Sie konstruiert dazu zwei typische Fallbeispiele einer Frau aus den 1950er Jahren, die sich nur zu kümmern gehabt hätte, dass das Essen auf den Tisch kommt und deren Sexualität ansonsten auf die monogame heterosexuelle Ehe beschränkt gewesen sei und als zweites Beispiel das einer Frau aus der heutigen Zeit, die Sexuell viel freier wäre, während sie gleichzeitig eine große Zahl von Ernährungsregeln kenne und befolge. Diese Regeln umkreisen die Themen der Gesundheit, d.h. welches Essen in welcher Menge ist als gesund anzusehen und des Umweltschutzes, also welches Nahrung man zu sich nehmen darf, ohne die Umwelt zu schädigen. Beide Fallbeispiele sind trotz ihrer Überzeichnung plausibel.

Gleichwohl versäumt die Autorin es, einen theoretischen Unterbau für ihre Thesen zu liefern. Zwar macht sie einige technikhistorische Andeutungen, dass es der westlichen Zivilisation erstmalig in der Geschichte möglich sei, praktisch allen Mitgliedern der Gesellschaft Nahrung in guter Qualität und in beliebiger Menge zu liefern und dass es erstmalig möglich sei, die Folgen von Sexualität (Krankheiten, Schwangerschaften) durch Kondome und Verhütungsmittel zu kontrollieren, doch bleibt sie dabei in der puren Diagnose stecken und liefert keine Zusammenhänge aus, wieso die Verfügbarkeit von Nahrung und Sex zur Herausbildung einer neuen normativen Ordnung führen solle.

Stattdessen postuliert die Autorin einen Sinn der Moral darin, dass sich Gesellschaften mit ihr gegen ihre eigene Zerstörung schützen wollten. Sie erweist dies jedoch weder theoretisch, noch materiell, sodass sie auch eine Antwort schuldig bleibt, woher Gesellschaft bitte wissen sollen, was sie zerstört. Vielmehr führt sie den Aufstieg der Ernährungsmoral auf eine überzogene(!) sexuelle Revolution zurück, gegen die sich viele nicht wehren könnten und daher zur Formulierung moralischer Vorstellungen gezwungenermaßen auf die Ernährung auswichen. Sie versucht so offenbar, die Vertreter einer wie auch immer gearteten Ernährungsmoral für eine Kritik an der Liberalisierung der Sexualmoral einzunehmen. Dass sie sich dabei jeder theoretischen Überlegung zur Moral und Ethik überhaupt enthält, wird eher dem Risiko, die eigene Position bloßzustellen, als theoretischen Problemen selbst geschuldet sein. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Phänomen eines „moral shift“ hätte zumindest über einen kurzen Ausflug zu Kant hinaus gehend auch auf Foucault einzugehen gehabt.

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Blogkonzept

Geben wir es zu: Dieses Blog funktioniert im Augenblick nicht richtig. Ich wollte vor einigen Jahren Kommentare zur lsbti-Politik abgeben – nur leider wurde das zu schnell langweilig. Ich habe dann dieses Blog allgemeiner als Leinwand für Textschnipsel und kurze Gedanken verwendet. Dabei habe ich aber Dinge, die im Rahmen meines Studiums (und jetzt meiner Arbeit) interessant wurden, oft ausgespart. Da nun diese Arbeit den größten Teil meiner Zeit einnimmt, habe ich immer weniger in meinem Blog geschrieben.

Es muss also ein neues Konzept her: Dieses Blog wird seriöser, wissenschafts-affiner und persönlicher – nicht von heute auf morgen, aber mit der Zeit. Ein erster Schritt wird sein, diesem Blog einen neuen Namen zu geben, der etwas… seriöser ist 😉

Das Ergebnis wird (hoffentlich) sein, dass er mehr, nicht weniger Texte hier gibt.

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Forderungskatalog für bessere Bildung

In Deutschland und Österreich wird an den Universitäten gestreikt und besetzt, was das Zeug hält. Es werden Forderungskataloge aufgestellt, diskutiert, Transpis gemalt, Demonstrationen organisiert und Plena veranstaltet. Da ich für sowas zu alt bin, aber dennoch eine Meinung dazu habe, stinke ich natürlich mit meinem eigenen Forderungskatalog mit:

1.) Bafög: Die Bezugsdauer des Bafög muss um mindestens zwei Semester erhöht werden. Die Annahme, Studierende könnten die vollen Pläne der Bachelor- und Master-Studiengänge in der Regelstudienzeit bewältigen, ist illusorisch. Fällt aber am Ende des Regelstudienzeit das Bafög weg, geraten Studierende erst recht unter Druck. Daher soll es nicht nur für die Regelstudienzeit, sondern, unbeschadet weiterer Verlängerungstatbestände, pauschal zwei Semester über die Regelstudienzeit hinaus gewährt werden.

2.) Bachelor- und Master-Studiengänge: Bei der Umstellung der alten Studiengänge auf das Bologna-System wurden die Lehrpläne meistens nicht verändert, sondern die bestehenden Lehrinhalte wurden modularisiert und auf die gewünschte Semesterzahl gestaucht. Die Folge sind übervolle Lehrpläne, die nicht bewältigt werden können und die Studierfreiheit, d.h. die freie Wahl von Inhalten und Veranstaltungen, wurde stark eingeschränkt. Ich fordere umgehend Kommission zur Neuerarbeitung von Studiengängen zu besetzen, die zur Hälfte aus Studierenden höherer Fachsemester bestehen, die also bereits einen gewissen Überblick über ihr Fach erlangt haben. Die Studiengänge sollen die jeweiligen Fächer inhaltlich angemessen breit repräsentieren, die Studierfreiheit wiederherstellen und die Studierbarkeit sichern.

3.) Infrastruktur: Die Universitäten leiden unter einer absurden Raumnot. An einigen Universitäten konnten Mitarbeitern daher schon keine arbeitsrechtlich zulässigen Arbeitsplätze eingerichtet werden. Den Studierenden stehen de facto keine Arbeitsräume zur Verfügung. Die zur Verfügung stehenden Lernzentren sind in der Regel deutlich zu klein und gestatten keine Gruppenarbeit. Oder aber sie gestatten nur die Nutzung durch eine Gruppe zur gleichen Zeit. Die in Bibliotheken verfügbaren Arbeitsplätze sind ebenfalls in der Regel äußerst knapp bemessen. Die Raumnot an den Universitäten muss umfassend und nachhaltig beseitigt werden. Es müssen zahlreiche neue Arbeitsmöglichkeiten für Studierende – Einzel- und Gruppenarbeitsplätze – geschaffen werden. Es reicht nicht aus, einzelne zusätzliche Räume für die Studierenden zu öffnen, sondern die Universitäten müssen zu offenen Gebäuden werden, in denen sich Studierende gerne den ganzen Tag aufhalten, um mit einander oder alleine zu arbeiten, Projekte anzustoßen oder sich auf Prüfungen vorzubereiten. Es soll den Studierenden möglich werden, zumindest im Prinzip alle studiumsbezogenen Tätigkeiten auf dem Campus durchzuführen. Hierzu benötigen die einzelnen Institute nicht nur deutlich mehr Räume, sondern es sind auch neue Raumnutzungskonzepte erforderlich, die die dynamische und bedarfsabhängige Nutzung der Universität ermöglichen.

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Blog-Layout und Slogan

Auf vielfachen Wunsch einer Person habe ich nun das Layout dieses Blogs geändert. Die Lesbarkeit zitierter Texte sollte nun auch auf kleinen Displays besser sein und ich habe die Zensursula rausgeworfen 😉

Übrigens habe ich den Slogan des Blogs etwas stärker der Realität angepasst. 🙂

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