Geld? Ja, aber bitte keine Verantwortung!

Ich mache mich zur Zeit in einem studentischen Gremium unbeliebt, das zumindest indirekt mit Steuermitteln hantiert. Ich setze mich derzeit für eine massive Verbesserung der Arbeitsstrukturen ein, um zuverlässiger, demokratischer und nachvollziehbarer zu arbeiten. Dazu ist es leider erforderlich, ein paar Regeln in der Arbeit einzuführen, damit wichtige Briefe nicht übersehen werden und so fort.

Naja, ich bin jetzt jedenfalls der Böse, denn die Arbeit soll ja Spaß machen. Der Steuerzahler hatte ja schon kein Spaß beim Bezahlen, da wollen wir wenigstens sie beim Ausgeben haben…?

Es tut mir ja sehr leid, aber wer sich in einen öffentliches Amt an einer Universität wählen lässt, der soll entweder seiner Verantwortung gerecht werden oder das Amt zurückgeben.

Ich wusste gar nicht, dass ich so konservativ sein kann!

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5%-Hürde für Minderheiten?

Die große Sex-Studie von ProSieben soll „nur“ einen Anteil von 1,8% Homosexueller Männer in der Gesamtbevölkerung ermittelt haben. Na prima. Dann brauchen wir den ganzen Kram wie Homo-Ehe, Anti-Diskriminierung und Menschenrechte gar nicht. Okok, vielleicht wenn es 5% gewesen wären, aber dass es nur 1,8% sind, zeigt doch ganz klar, dass es sich dabei nur um eine marginale Minderheit handelt und beweist, dass es sich dabei um eine Modeerscheinung handeln muss. Eine ernstzunehmende Gruppe ist das nicht und es schadet der Gesellschaft ganz sicher nicht, dieser kleinen Gruppe die Menschenrechte vorzuenthalten.

Also los, ihr durchgeknallten christlichen Scharfmacher, schnauzt doch wieder mal ein bisschen herum. 1,8% der Gesellschaft kann man ja problemlos in die Psychatrien unterm Kreuz bringen und so eine kleine Sünde schwitzt sich ja auch viel leichter aus, nicht wahr, Herr Meißner?

Man darf gespannt sein, wann das erste Hetzarschloch mit diesem (fragwürdigen) Ergebnis hausieren geht. Ich schätze, es dauert grob eine Woche. Und wahrscheinlich ist es mal wieder als erstes das Satiremagazin kreuz.net.

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Blogger recherchieren nicht – Journalisten auch nicht

Ein beliebter Vorwurf der etablierten Journalisten an die Blogosphäre ist ja, dass in dieser nicht recherchiert werden würde. Nun, das mag ja meistenteils sogar stimmen, aber leider gilt für die Journallie zunehmend, dass die größten Kritiker der Elche… Sie wissen schon… Zitieren wir SPON:

Ein Blick zurück. Vor 40 Jahren wurde der Paragraf 175, der Homosexualität als Straftat brandmarkte, endgültig aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.

Der §175 StGB wurde 1994 gestrichen. Wir schreiben das Jahr 2008. Das sind 14 Jahre, nicht 40 Jahre. 1969 gab es aber eine Reform des §175, eine zweite folgte nur wenige Jahre später. Ein Blick in die Wikipedia hätte genügt…

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Offene Fragen des preußischen Landrechts (1794)

Auf der Suche nach der Strafvorschrift, die gleichgeschlechtliche Handlungen im preußischen Landrecht von 1794 mit Strafe bedroht, bin ich über eine Vorschrift gestolpert, die mich amüsiert hat:

§1115. Ferner diejenigen, welche unzüchtige oder der Hurerey wegen verdächtige Häuser besuchen, ohne daß ihr Beruf sie dazu veranlaßt.

Dieser Paragraph steht in einer Reihe mit anderen Vorschriften, die das eheliche Sexualleben staatlicherseits regeln wollen und betrifft, soweit ich sehe, vor allem den Ehebruch. Dass das Gesetz hierbei noch zwischen Männern und Frauen unterscheidet, ist zwar historisch richtig, aber ebensowenig überraschend.

Ich frage mich aber, welche Berufe jemanden dazu veranlassen könnten, „der Hurerey wegen verdächtige Häuser“ aufzusuchen. Die Frage ist eigentlich zu leicht, denn man denkt sofort an die Polizei, Beamte oder auch medizinisches Personal. Einfache Antworten auf einfach Fragen befriedigen mich aber nicht und also habe ich überlegt, welche Berufe man so erfinden könnte, um ohne staatliche Anerkennung (wie bei Beamten etwa) oder ohne langwierige Ausbildung (medizinische Fachkräfte) einen entsprechenden Beruf auszuüben. Ich meine keinen Beruf, der einen zufällig in ein Hurenhaus führt, wie es etwas einem Klempner geschehen könnte, wenn ein Kondom den Abfluss mal wieder verstopft. Ich meine Berufe, die einen wesentlich zu Huren führen.

Welchen Beruf hätte ein guter preußischer Bürger ausüben müssen, um gewohnheitsmäßig dort zu verkehren, ohne dass er dabei mit dem Gesetz in Konflikt käme? Vaginalschlosser? In besseren Häusern vielleicht doch auch Kürschner? Beischer? Hat noch jemand ne Idee?

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Nietzsche, der alte Nicht-Nazi…

Ein Freund wollte mal wieder über Nietzsche reden und stört sich an Nietzsche radikaler Rhetorik, die davon spreche, dass man missratene Menschen vernichten solle, dass der Übermensch sich erheben solle und so fort. Diese Debatte ist ja so alt wie die Nachlassfälscherei von Nietzsches Schwester und eigentlich ist es viel zu langweilig, darüber noch zu berichten.

Eigentlich. Eigentlich will ich aber auch gar nicht über meinen Bekannten und seine Nietzsche-Deutung reden. Ich habe ihn aber zum Anlass genommen, den Nietzsche wieder zur Hand zu nehmen und schmökerte gestern Abend etwas herum. Der Antichrist („Fluch auf das Christentum“) war meine Bettlektüre, die ich schon leicht alkoholisiert genoss, bevor ich schließlich in einen schweren Schlaf fiel.

Ich schlafe bei offenem Fenster und als heute morgen gegen 6:00 ein kleines Gewitter über Darmstadt stattfand, erwachte ich von einem besonders lauten Donner, dessen Blitz sich in großer Nähe ereignet haben musste. Ich muss gerade von Nietzsche geträumt haben, denn der Donner kam mir als Zorn Nietzsches zu Bewusstsein. Nicht als ein Ärger irgendeines Gottes, wie man im Klischee vielleicht vermuten könnte, sondern ich hatte zunächst tatsächlich den Eindruck, Nietzsche poltere von oben herab – kann man atheistischer sein?

PS: Mich amüsiert diese Episode insbesondere deshalb, da eine Freundin und Kommilitonin, die eine Prüfung zu Nietzsche vorbereitete, plötzlich nachts aus dem Schlaf hochschreckte innerlich ausrufend: „Wahhh! Nietzsche!“ – Offenbar hat Nietzsche nicht nur auf mich diese Wirkung…

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Straight Pride? Haben die nen Knall?

Queer.de berichtet über den im New Yorker Stadtteil Brooklyn geplanten „Straight Pride“. Da wollen also die Heten, die in der Jahrtausende langen Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung von queeren Menschen kein Menschheitsverbrechen sehen wollen, auf der Straße zeigen, wie stolz sie auf sich sind. Man möchte denen wünschen, die würden selbst mal so eine Verfolgung erleben!

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In Darmstadt ist wieder Pissfest!

In Darmstadt ist Heinerfest und alle gehen hin. Alle freuen sich und es ist ein großer Spaß für die ganze Familie. Insbesondere die Anwohner freuen sich jedes Jahr unglaublich und hoffen, es würde nie vorbeigehen. Die bisherigen Höhepunkte des Darmstädter Heinerfestes in Kürze:

  • Für jeden Liter Bier, der ausgeschenkt wird, landen schätzungsweise zwei Liter Urin in Büschen, Vorgärten, Gebäudeecken und natürlich im Uni-Eingangsbereich am Schloss.
  • In Notwehr wird die Universität während des Heinerfestes abgeschlossen.
  • Die Bibliotheken werden abgeschlossen. Der Betrieb der Universität ruht.
  • Die Anwohner des Würthwegs haben einen Plakatwettbewerb veranstaltet. (siehe Foto)

    Plakatwettbewerg Heinerfest

  • Der Hau-den-Lukas hat für Phaidros gut hörbar einen Umsatzrekord erzielt. Besonders beliebt ist er bei betrunkenen Halbstarken nachts gegen halb zwei.
  • Phaidros hat nachts um drei die Polizei angerufen, da immer noch betrunkene Odenwälder BAP-Songs vor seinem Schlafzimmerfenster mitgegröhlt haben.
  • Der Hähnchenbrater vor Phaidros‘ Fenster hat neue Gewürze (riechbar von 12:00-2:00) und ein neues Spülmittel (riechbar von 9:00-11:00).

Um es nochmal klar allen Heinern auf die Nase zu binden: Das Heinerfest ist längst kein Volksfest mehr, sondern einfach nur noch eine laute, schmutzige und – pardon – pissige Belästigung für die Anwohner. Jeden Tag Terror bis tief in die Nacht ist kein Fest, sondern nur die vollständige Degeneration eines ehemaligen Volksfestes. Schämt Euch doch einfach alle!

Im nächsten Jahr pisse ich Eure Vorgärten zu! Versprochen!

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Kurzkritik: Kant reloaded

Gerade flimmerte eine Sendung namens „Kant reloaded“ (3sat) über meinen Bildschirm. In der sehr modern anmutenden und eigentlich nur dem optischen Zeitgeist ergebenen Sendung wurde der Frömmelei der Eltern Kants etwas Raum gegeben, der theoretischen Philosophie Kants kaum, der praktischen Philosophie einiges an Raum. Kein Wort aber verlor die Sendung über Kants späte Religionsschrift, die ihm ein Lehrverbot einbrachte und die ganze Schärfe der kantischen Philosophie an einem beliebten Streitthema durchdekliniert. Ich war ein wenig enttäuscht und wunderte mich, wieso man eine so schöne Blüte des kantischen Schrifttums einfach überginge.

Am Ende der Sendung wurde mir alles erklärt:

Redaktion: Gert Scobel

Demnächst sollte ich vielleicht eine Sendung über die katholische Kirche moderieren. Das wäre dann ähnlich objektiv. Denn wie Wikipedia schreibt:

Scobel studierte Philosophie und katholische Theologie an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main, wo er 1983 das Diplom ablegte […].

Wenn man einen Teich trocken legen will, sollte man nicht die Frösche fragen.

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Der Linkssozialist Adam Smith?

Ich bin gerade darüber gestolpert, dass Adam Smith offenbar Bildung als staatliche Aufgabe ansieht. Man muss mir mal die Zeit nehmen und eine ordentliche Smith-Exegese betreiben. Vielleicht geben die Texte des Erfinders der unsichtbaren Hand, dieses Schutzheiligen aller bornierten Liberalen, ja ein paar Argumente gegen Studiengebühren her. Die würde ich den so genannten Liberalen dann genüßlich um die Ohren knallen – das wird ein Fest!

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Notiz zu Artikel 59 der hessischen Landesverfassung

Die Frage ist ja nicht, ob man 500€ pro Semester für das Studium zahlen soll oder nicht. Angesichts der immensen Kosten eines Studiums ist das beinahe sogar egal, aber das Urteil des hessischen Staatsgerichtshofs ist trotzdem ein Skandal:

Sicher, man wird die Urteilsbegründung abwarten müssen, um herauszufinden, wie eine Richtermehrheit dieses Gesetz für verfassungskonform halten konnte, aber man wird auch nach Nebenfolgen des Urteils fragen müssen: Die Verfassungswidrigkeit allgemeiner Studiengebühren in Hessen liegt auf der Hand und die entsprechende Verfassungsnorm wird weithin so interpretiert. Gleichzeitig haben viele Bürger in Hessen Einspruch gegen das Gesetz erhoben und haben ihre Hoffnung auf den Staatsgerichtshof gesetzt. Dass diese nun enttäuscht wurden und das Urteil in einem dermaßen krassen Missverhältnis zur vordergründigen Interpretation der Verfassung steht, führt zu nichts anderem als zu Demokratieverdrossenheit. Viele Bürger fühlen sich mit Hilfe eines parteitaktischen Spielchen abgekanzelt, in dem erklärt werden soll, in Hessen sei oben neuerdings auch unten. Gleichzeitig haben sie keine weiteren politischen Instrumente mehr, um sich dagegen zu wehren. Es ist absurd, einerseits die Politikverdrossenheit und die sinkenden Umfragewerte für die Demokratie zu beklagen und andererseits alles daran zu setzen, den politischen Willen der Bevölkerung und sogar die Verfassungen zu ignorieren. Nur mit besserer Kommunikation von Entscheidungen ist es nicht getan.

Wir haben die beste aller Staatsformen und die schlechtesten aller möglichen Parteien.

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